Berichte von früheren Ausfahrten

Zur Geschichte des Bauernkriegs: Neugier und Begeisterung

Böblinger Museumsfreunde auf dem Herrenberger Jerg-Ratgeb-Skulpturenpfad am 8. und 14.10.2020

Treffpunkt am „Zwickel“ vor dem Bahnhof Herrenberg. Bei coronabedingter Teilnehmerbegrenzung zwei ausgebuchte Führungen durch die Altstadt hindurch und den Schlossberg hinauf. Die Museumsfreunde Böblingen hatten eingeladen und Walter Grandjot, Mitbegründer des Jerg-Ratgeb-Skulpturenpfads, und Elena Hocke, Kunsthistorikerin und stellvertretende Leiterin der VHS, stellten mehr als 20 Kunstwerke vor. Sie sind in Erinnerung an den Maler entstanden, der vor 500 Jahren den Herrenberger Altar geschaffen hat, heute zentraler Schatz der Staatsgalerie Stuttgart. Ratgeb war einige Jahre Stadtrat in Stuttgart. Vergeblich sein Versuch, Frau und Kind von der Leibeigenschaft loszukaufen. Er schloss sich der Bauern-erhebung an, die für die Rechte der einfachen Leute eintrat. Die, die weder lesen noch schreiben konnten, machten ihn zu ihrem Schriftführer und Kanzler. Er musste es nach der verlorenen Schlacht zwischen Böblingen und Sindelfingen mit dem Tod durch Vierteilung in Pforzheim büßen.
Internationale und regionale Künstler von Lutz Ackermann bis Linde Wallner haben mit ihren Beiträgen das Schicksal dieses überragenden Künstlers thematisiert. Auch einige abstrakte Werke, die zunächst nicht für Herrenberg gemacht waren, sind in den wohl schönsten Skulp-turenpfad Württembergs aufgenommen worden. Betrachtet man sie im Zusammenhang mit Ratgeb, entfalten auch sie ihre starke Wirkung.
Wegen gesunkener Temperaturen sollte die Begehung nur zwei Stunden dauern. Doch erst die hereinbrechende Dunkelheit trieb die Kunst- und Geschichtsfreunde nach über drei Stun-den zum Bahnhof zurück. Organisator Konrad Heydenreich konnte sich über Neugier und Begeisterung seiner Exkursionsgruppe freuen. Kompetenz und lebendige Info der beiden Fachleute hatten diese ausgelöst. Der malerische Pfad in Herbststimmung vom Rathaus an der Kirche vorbei hinauf zum Turm des Schlosses prägte sich unvergesslich ein. Im Jahr 2025 wird er mit Sicherheit ein wichtiger Bestandteil der angestrebten Großen Landesausstellung „500 Jahre Bauernerhebung im Südwesten“.

Konrad Heydenreich

"Ins Licht gerückt: Künstlerinnen - Oberschwaben - 20. Jahrhundert"

Besuch im Museum Biberach am 12. Oktober 2020

Eine eine kleine Gruppe von Museumsfreundinnen besuchte die Ausstellung “Ins Licht gerückt: Künstlerinnen – Oberschwaben – 20. Jahrhundert” im Museum Biberach. 
Der Kurator der Ausstellung, Herr Dr. Uwe Degreif, übernahm selbst die Führung. Anschaulich schilderte er seinen interessierten Zuhörerinnen die soziale und finanzielle Situation von Malerinnen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert und öffnete ihnen die Augen für die Bedeutung dieser Kunst.
Montagsführungen wie diese – also Führungen an einem Tag, an dem das Museum im Übrigen geschlossen ist – sind ein spezielles Angebot des Museums Biberach für Senioren.

Ausfahrt Bremen-Bremerhaven-Worpswede

2. – 5. Juli 2016
Geschichte und Kunst auf Schritt und Tritt –
die Museumsfreunde Böblingen in Bremen, Bremerhaven und Worpswede

Nach ihrer Reise zu den Lutherstätten vor wenigen Wochen gingen die Böblinger Museumsfreunde unter Leitung von Uta und Günter Scholz auf eine 5-Tagefahrt. Ziel war Bremen, Hauptstadt unseres kleinsten Bundeslandes, aber Schauplatz großer Geschichte. Seit 1358 war Bremen, verkehrsgünstig an der Weser gelegen, führendes Mitglied der Hanse. Die Vereinigung niederdeutscher Kaufleute betrieb Fernhandel im Ostseeraum und weit darüber hinaus.

vor dem Roland

Vom Reichtum der Hanse zeugt noch heute das repräsentative Rathaus. In der 40 m langen Oberen Rathaushalle mit ornamentierter Holzdecke und üppigen Wandgemälden findet seit 1545 alljährlich die Schaffermahlzeit statt, einst feierliches Abschiedsessen, bevor die Kaufleute und Kapitäne nach der Winterpause wieder auf große Fahrt gingen. Heute ist das Schaffermahl ein begehrtes Event für 300 Vips . Auch die Museumsfreunde speisten an historischer Stätte im Rathauskeller, dem der junge schwäbische Dichter Wilhelm Hauff mit seinen „Phantasien im Bremer Ratskeller“ 1827 ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Die Fresken des Malers Max Slevogt erinnern daran.
Vom Bürgersinn der Hanseaten zeugt das bauliche Ensemble der Böttcherstraße. Der Kunstmäzen Ludwig Roselius, Gründer der Fa. Kaffee HAG, kaufte das vom Verfall bedrohte Viertel auf, in dem früher Wein- und Heringsfässer hergestellt wurden, und verwandelte es in ein Kleinod, u.a. mit dem „Haus Atlantis“.

Bei einem kurzweiligen Rundgang wurde der „Schnoor“ erkundet, ein idyllischer Winkel mit anheimelnden Häuschen, die wie auf einer Schnur aufgereiht sind. Heute angesagtes Szeneviertel, lebten im Schnoor früher Schiffer, Tagelöhner, Handwerker und „Badefrauen“.

Für den Schiffsverkehr nach Übersee wurde 1827 an der Wesermündung Bremerhaven gegründet, Drehscheibe der Massenauswanderung aus Europa. Von Bremerhaven aus traten ca. sieben Millionen Menschen die Schiffsreise in die „Neue Welt“ an, vor allem die USA. Im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven erlebten die Museumsfreunde, mit eindrucksvollen Inszenierungen, hautnah die Schicksale der Emigranten: die Trauer des Abschieds, die Gefahren auf überfüllten Schiffen mit Krankheit und Tod sowie Bangen und Hoffen. Vor Ort konnten sich die Besucher anhand der Auswandererkarteien auf Spurensuche nach Vorfahren begeben. Auch von Böblingen aus kehrten im 19. Jahrhundert viele der Alten Welt den Rücken.

in Worpswede vor dem Barkenhoff von Heinrich Vogeler

Im Malerdorf Worpswede tauchten die Museumsfreunde in die Kunst ein. Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker, Clara Westhoff, verheiratet mit Rainer Maria Rilke, und viele andere ließen sich ab 1889 hier nieder. Sie lehnten sich gegen den etablierten

Kunstbetrieb der Akademien auf mit dem Slogan: „Nieder mit den Professoren und Lehrern, die Natur ist unsere Lehrerin“. Besonders beeindruckt waren die Museumsfreunde vom Barkenhoff, Wirkstätte des Künstlers Heinrich Vogeler.

Die Hin- und Rückfahrt wurde durch Stippvisiten in der Bischofsstadt Hildesheim und der Fachwerksstadt Hann. Münden aufgelockert.

Tagesfahrt Speyer, gemeinsam mit Galerieverein

1. April 2017
Eine Fahrt zu Kunst, Kultur und Geschichte in Speyer

Anfang April machten sich der Böblinger Galerieverein und die  Museumsfreunde Böblingen zusammen auf den Weg nach  Speyer. Auslöser war die Entscheidung unserer beiden  Leiterinnen der Zehntscheuer, Frau Wenzel und Frau Steimel,  die 30-jährigen Jubiläen von Städtischer Galerie und  Deutschem  Bauernkriegsmuseum sowie der beiden Vereine mit einer Ausstellung im Herbst ebenfalls gemeinsam zu begehen. Weil vielen Interessierten abgesagt werden musste, wird für 2018 eine Wiederholung der Fahrt in Betracht gezogen.Gleich nach der Ankunft beeindruckte die Führung im mächtigen Kaiserdom, dem größten erhaltenen romanischen Gebäude nördlich der Alpen, in der Krypta zugleich Grablege der Salier. Dass über eine Nebenlinie Beziehungen zum Hause Württemberg bestanden, erfuhr die Böblinger Reisegruppe so ganz nebenbei. Ebenso, unter Hinweis auf entsprechende Reliefs im Dom, dass in Speyer die Brezel erfunden worden sei. Unsere Landsleute in Urach erzählen eine andere Geschichte.

Galerieverein und Museumsfreunde vor der neoromanischen Fassade des Speyerer Doms

Die anschließende Stadtführung verdeutlichte noch einmal die überragende Bedeutung der Stadt im Hochmittelalter. Ein Besuch im Jüdischen Museum – die Mikwe ist vollständig, die Synagoge in Resten erhalten – erinnerte an die einstigen SchUM-Städte, in denen jüdische Gemeinden wenigstens vorübergehend Schutz fanden. Noch im 16. Jh. ist Speyer mit zahlreichen Hof-, Reichs- und Kurfürsten-Tagen fast so etwas wie die Hauptstadt des Reiches. 1526 wurde dort auch der Memminger Vertrag ausgehandelt, der einzige handfeste kleine Erfolg, den die Bauern nach ihren Niederlagen im Jahr zuvor erreichen konnten. 1529 kam es zur Protestation von Speyer, als die lutherischen Fürsten wegen der Rekatholisierungsbestrebungen des Kaisers den Reichstag unter verließen. Wegen dieses richtungsweisenden (und namengebenden) Ereignisses erhielt Speyer 2015 den Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ verliehen.

Größere Zerstörungen gab es im 17. und 18. Jahrhundert, nicht jedoch im 1. und 2. Weltkrieg. Heute ist Speyer mit einer Bevölkerung von knapp 50.000 kaum größer als Böblingen. Auch der städtische Etat hat ein vergleichbares Volumen von 150-160 Mio Euro. Die Stadt beherbergt eine Fülle kultureller Einrichtungen: u.a. ein Historisches Museum, ein Technik Museum, das Museum SchPIRA, eine Städt. Galerie im Kulturhof Flachsgasse, das Purrmann Haus, das Feuerbach Haus, dazu verschiedene Gedenkstuben, z.B. für Sophie la Roche, und eine Dauerausstellung über das Reichskammergericht im Altpörtel.

Nach dem Mittagessen im historischen Domhof stand das Purrmann-Haus auf dem Programm, denkmalgeschütztes Elternhaus und Geburtshaus von Hans Marsilius Purrmann (1880-1966), ein Zeitgenosse Fritz Steisslingers (1891-1957). Im elterlichen Betrieb erlernte Purrmann zunächst das Malerhandwerk und in den Winterhalbjahren besuchte er außerdem die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. 1897 ging er an die Akademie der Bildenden Künste in München zu Franz von Stuck; dort traf er u.a. Paul Klee und Wladimir Kandinsky.

1905 begegnete er in Berlin Max Liebermann und Max Slevogt und wurde Mitglied der Berliner Secession, 1906 zog es ihn nach Paris zu Picasso, Cézanne und Renoir; den größten Einfluss auf ihn übte jedoch Henri Matisse aus. Als „Französling“ galt er deshalb nach 1933 als „entartet“. 1935 gelang ihm ein Rückzug in die Villa Romana in Florenz, 1943 die Flucht in die Schweiz nach Castagnola, wo seine Frau Mathilde starb. 1944 ließ er sich in Montagnola nieder. Erst 1950 kehrte er zeitweilig nach Deutschland zurück. Nach seinem Tod 1966 in Basel wurde er in Langenargen beigesetzt.

Galerieverein und Museumsfreunde im Hof des Purrmann-Hauses

Das Purrmann-Haus in Speyer zeigt rund 70 Werke des Malers, Grafikers und Bildhauers sowie Werke seiner ersten Frau, der aus dem Schwäbischen stammenden Malerin Mathilde Vollmoeller-Purrmann. Alles spannende Exponate aus einer künstlerisch höchst produktiven Zeit, die auch Schwerpunkt der Böblinger Sammlungskonzeption ist.

Sigrid+Peter Schild 4/17

5 Tagefahrt „Die Niederlande und ihre goldene Zeit“

25. Juni 2014
Die Niederlande und ihr Goldenes Zeitalter
Museumsfreunde Böblingen auf großer Fahrt

Die Jahresexkursion der Böblinger Museumsfreunde hatte in diesem Jahr die Niederlande zum Ziel.

Auftakt der 5 Tagefahrt unter Leitung von Uta und Günter Scholz war das eindrucksvolle Ensemble von 19 Windmühlen bei Kinderdijk – heute Weltkulturerbe. Die Windmühlen betrieben Pumpanlagen und dienten so der Trockenlegung des Landes, das zu einem Viertel unter dem Meeresspiegel liegt.

Standort der Fahrt war Rotterdam. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt bei einem verheerenden deutschen Luftangriff am 14. Mai 1940 dem Erdboden gleichgemacht. Nach dem Krieg, besonders in den letzten Jahrzehnten, entstand eine moderne Stadt mit imposanter moderner Architektur („Manhattan an der Maas“). In der Erasmusstadt, wo der bekannte Humanist geboren wurde, stand auch eine Hafenrundfahrt auf dem Programm – der Europoort ist heute der drittgrößte Hafen der Welt und rangiert damit weit vor Hamburg.

Schwerpunkt der Fahrt war das „Goldene Zeitalter“ der Niederlande. Nach einem blutigen Freiheitskampf sagten sich die sieben nördlichen Provinzen des Landes von der spanischen Herrschaft los. In der 1581 gegründeten Republik der Vereinigten Niederlande herrschten religiöse Toleranz sowie Meinungs- und Pressefreiheit. Menschen, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, vor allem Juden und Hugenotten, brachten handwerkliches Können, z.B. die Diamantenschleiferei, und Übernehmergeist ins Land. Durch exzellente Schiffsbaukunst wurden die Niederlande zur See- und Handelsmacht. Das Land erlebte eine Blüte von Kunst und Kultur.

Bei den Museumsfreunden stieß der niederländische Freiheitskampf auf besonderes Interesse, steht doch das Thema Freiheit im Mittelpunkt des von ihnen geförderten Böblinger Bauernkriegsmuseums. In Delft mit malerischen Grachten und Brücken wurde das Grabmal des dort ermordeten Freiheitskämpfers Wilhelm von Oranien besichtigt, für die Holländer „Vater des Vaterlandes“.

vor dem Friedenspalast in Den Haag

Ein ganzer Tag war den Highlights der niederländischen Kunst in Amsterdam gewidmet. Im wieder eröffneten Rijksmuseum sind die Meisterwerke von Rembrandt  wie die „Nachtwache“ ebenso wie Bilder von Jan Vermeer und Frans Hals durch die museale Neugestaltung bestens präsentiert. Das Vincent van Gogh Museum enthält die weltweit größte Sammlung der Werke des Künstlers. Bei soviel Kunst bot eine Grachtenfahrt Entspannung.

Am vierten Tag wurde Den Haag besucht, Regierungssitz und Residenz der Königsfamilie. Der Friedenspalast vom Anfang des 20. Jahrhunderts ist Sitz des Internationalen Gerichtshofs. Bei einer Stadtrundfahrt sahen die Museumsfreunde auch den Internationalen Strafgerichtshof. Ein Bummel durch die malerische Universitätsstadt Leiden und ein kleiner Strandspaziergang im Seebad Scheveningen rundeten das Programm ab. Am letzten Tag ging es über die Europastadt Maastricht zurück nach Böblingen. Die Museumsfreunde haben ein Land mit reicher Geschichte, aber auch mit einer lebendigen Gegenwart kennen und lieben gelernt.

Ausfahrt Schorndorf

24. September 2016

Schorndorf: vom „Dorf uff dem Sand“ zur Daimlerstadt

Die Böblinger Museumsfreundinnen und -freunde staunten nicht schlecht, als sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in das Getümmel des Schorndorfer Marktes eintauchten. Riesig ist er und von einer geradezu südländischen Pracht und Fülle. Das Remstal ist eine mit Obst und Gemüse reich gesegnete Landschaft. Die Größe des Marktplatzes, so erläuterte anschließend die Stadtführung, erklärt sich aus der Tatsache, dass im Mittelalter zwei Ortschaften, das ältere Dorf „Uff dem Sand“ und die jüngere Stadt eine gemeinsame Ummauerung erhielten. Nach dem Niedergang der Staufer hatte sich Württemberg das Gebiet einverleibt und dort eine der sieben Landesfestungen errichtet. Nicht unbedingt zum Vorteil der Einwohnerschaft.

Sowohl im Dreißigjährigen Krieg als auch im Pfälzíschen Erbfolgekrieg war die Stadt umkämpft. 1634 brannte die Stadt infolge der Besetzung durch kaiserliche Truppen fast vollständig nieder. Nach mühsamem Wiederaufbau drohte schon 1688 das nächste Ungemach, als französische Truppen unter Mélac die Übergabe der Stadt forderten. Stuttgart war bereit, Schorndorf zu opfern, um selbst verschont zu bleiben, da geschah das Unerhörte: die „Weiber von Schorndorf“, angeführt von Barbara Künkelin, entschlossen sich während der Verhandlungen zum Sit-in im Rathaus. Die Kapitulation unterblieb, Mélac zog ab.

Marktbrunnen in Schorndorf

Seither blieben Schorndorf Zerstörungen erspart, auch während und Ende des 2. Weltkriegs. Deshalb haben sich viele Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert bis heute erhalten; der gesamte Stadtkern steht heute unter Denkmalschutz. Die Stadtführung konnte deshalb bei der Auswahl der Sehenswürdigkeiten aus dem Vollen schöpfen: Rathaus, ehemaliges Spital, Palmsche und Gauppsche Apotheke, das Haus der Barbara Künkelin, das Burgschloss und nicht zuletzt das Geburtshaus von Gottlieb Daimler. Den Abschluss bildete die evangelische Stadtkirche mit ihrer einzigartigen Marienkapelle. Um die Stadtkirche befindet sich seit 2014 ein Ensemble von Kunstwerken, das an das berüchtigte „Blutgericht“ erinnert, das Herzog Ulrich 1514 an den Anführern des „Armen Konrad“ vollstrecken ließ. Deshalb wohl hatte Schorndorf am Bauernkrieg von 1525, im Gegensatz zum übrigen Remstal, keinen Anteil.

In der „Harmonie“ gutbürgerlich-schwäbisch frisch gestärkt, ging es dann am Nachmittag zur Führung im Stadtmuseum. Schnell wurde deutlich, dass Schorndorf trotz seiner strategischen Lage mit seinen 3.500 Einwohnerinnen und Einwohnern jahrhundertelang ansonsten ohne große Bedeutung war. Das änderte sich rasant ab 1861 mit dem Bau der Remstalbahn; heute hat die Stadt eine Bevölkerung von etwa 30.000. Das Museum bewahrt die Erinnerung an die Kleingewerbe der verschiedensten Art, die in der Gründerzeit aufblühten oder neu entstanden. Beeindruckend das Küferhandwerk oder die Feilenhauerei mit Gerätschaften aus einer Zeit, als jedes Werkzeug noch ein handwerkliches Einzelstück war. Stolzester Besitz des Hauses ist jedoch vermutlich eine umfangreiche Sammlung von Exponaten aus der Württembergischen Porzellanmanufaktur (1904-1934).

Die Böblinger Museumsfreunde am Mondscheinbrunnen von Jürgen Goertz vor dem Ostchor der Stadtkirche in Schorndorf

Nicht ohne Grund ist das Stadtmuseum in den Gebäuden der früheren Deutschen und Lateinschule untergebracht. Schließlich hat Schorndorf neben Gottlieb Daimler eine Reihe weiterer großer Persönlichkeiten hervorgebracht. Ihm ist ein besonderer Raum gewidmet, ebenso wie Ministerpräsident Reinhold Maier oder der Malerin Ludovike Simanowitz. Plaketten an den Häusern ehren u.a. den französischen Außenminister Karl Friedrich Reinhard, den Rebellen gegen Napoleon Johann Philipp Palm und den württembergischen Finanzminister von Weckherlin, der 1818-27 die Staatsfinanzen sanierte.

Nach so viel Input beschlossen die Museumsfreundinnen und -freunde ihre Ausfahrt in den Cafés auf dem Marktplatz, der nun, vom Marktgeschehen geräumt, seine ganze Fachwerkpracht entfalten konnte. Man war sich einig: Schorndorf ist immer wieder eine Reise wert.

Sigrid+Peter Schild

Besuch der Lutherstätten

2. – 5. Juni 2016

Vor dem Jubiläumssturm:

Die Museumsfreunde besuchen die Lutherstätten

Eine Nasenlänge voraus waren die Museumsfreunde Böblingen bei ihrer 4-Tagefahrt zu den Lutherstätten in Sachsen-Anhalt und Thüringen unter Leitung von Uta und Günter Scholz. Noch vor der offiziellen Wiedereröffnung durch Bundespräsident Gauck und Königin Margarethe II. von Dänemark am 2. Oktober dieses Jahres durften die Museumsfreunde die umfassend restaurierte Schlosskirche der Lutherstadt Wittenberg besichtigen. Von Luthers Gönner, Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen erbaut, wurde sie zur Mutterkirche der Reformation. Luther soll am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die „Thesentür“ angeschlagen haben, mit denen er die Reformation auslöste. Allerdings werden die Hammerschläge des Reformators inzwischen mehr und mehr angezweifelt. In der Schlosskirche haben Luther und sein Weggefährte Philipp Melanchthon ihre letzte Ruhe gefunden.

Auf dem Programm stand ferner das Wittenberger Lutherhaus, einst Kloster der Augustinereremiten, heute das bedeutendste reformationsgeschichtliche Museum der Welt. Luther lebte dort als Mönch, nach seiner Heirat 1525 schaltete und waltete dort seine Frau Katharina von Bora. „Herr Käthe“, wie Luther sie nannte, führte einen großen Haushalt, versorgte die Kinder und Pflegekinder, bewirtete Logiergäste, braute Bier und betrieb Landwirtschaft. In der noch erhaltenen Lutherstube hielt der Reformator nach den Mahlzeiten seine berühmten Tischreden, in denen er über Gott und die Welt sprach. Sie stehen im Mittelpunkt des Buches von Günter Scholz, „Martin Luther – Habe ich nicht genug Tumult ausgelöst ?“, das im August 2016 im C.H.Beck-Verlag, München erscheint. Im Bus gab der Autor kurzweilige Kostproben aus seiner Schrift. Daneben informierten kundige Führer die Museumsfreunde vor Ort.

Begonnen hatte die Fahrt in Erfurt, wo Luther 1501-1505 an der Universität das akademische Grundstudium absolviert hatte. Im Juli 1505 trat er in das Augustinerkloster der Stadt ein, die Museumsfreunde warfen einen Blick in seine rekonstruierte Mönchszelle. Weitere Ziele waren Eisleben, wo Luther 1483 geboren wurde und 1546 starb; ferner Halle an der Saale, Geburtsort des Komponisten Georg Friedrich Händel. Die Moritzburg von Halle war Lieblingsresidenz des prunkliebenden Kardinals Albrecht von Mainz, geistlicher Oberhirte und Gegner Luthers in der Reformation.

Die Fahrt mit vielen anschaulichen Einblicken in die bewegte Zeit der Reformation klang aus in Luthers „lieber Stadt“ Eisenach und auf der Wartburg. Nach dem Wormser Reichstag fand er dort Zuflucht. Er übersetzte das Neue Testament ins Deutsche – mit seiner Bibelübersetzung schuf er das Fundament der neuhochdeutschen Sprache.

5-Tage-Frühlingsfahrt nach Südtirol

14.-18. Mai 2017
Natur, Kultur und Speckbrot
Die Böblinger Museumsfreunde in Südtirol

Zu einer 5 Tage-Frühlingsfahrt nach Südtirol brachen 41 Böblinger Museumsfreunde unter Leitung von Uta und Günter Scholz auf. Sie hatten dafür eine der schönsten Jahreszeiten gewählt: auf den Alpengipfeln lag noch Schnee, im Tal entfaltete sich eine üppige Blütenpracht. Ihrem Motto entsprechend „Kultur aktiv erleben“ gingen die Museumsfreunde vor allem der Kunst und Geschichte nach. Tirol war einst ein Kernland der Habsburger Monarchie. Südtirol wurde nach dem Ersten Weltkrieg italienisch, heute ist es eine autonome Provinz Italiens. Auf der Hinfahrt wurde eine Stippvisite in Innsbruck eingelegt, Lieblingsort von Kaiser Maximilian I., „dem letzten Ritter“. Der Stadt schenkte er das Wahrzeichen des „Goldenen Dachls“. Der Weg nach Südtirol führte über den Brennerpass. Das Land war stets eine Drehscheibe von Verkehr und Handel sowie ein Schnittpunkt deutscher und italienischer Kultur. Seinen Reichtum verdankte es auch den Bodenschätzen. Davon zeugt die Bergbaustadt Sterzing mit stattlichen Bürgerhäusern. Standplatz der Böblinger Gruppe war Meran, mit mediterranem Klima seit 1855 Kurstadt. Zu ihren Gästen zählte Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Österreich.

Kaiserin Sisi in Meran umringt von den Museumsfreunden

Sie logierte im malerisch gelegenen Schloss Trauttmansdorff, heute ist darin das anschaulich gestaltete Tourismus-Museum untergebracht. Der weitläufige Park wurde 2005 zum „schönsten Garten Italiens“ gekürt. Auch die Museumsfreunde nutzten die Wellness-Einrichtungen von Meran. Bis zur Verlegung der Residenz nach Innsbruck (1420) war es Hauptstadt des Landes, das seinen Namen nach der hoch über der Stadt gelegenen Burg Tirol erhielt. Mit romanischen Portalen und Fresken der Schlosskapelle ist sie ein kunstgeschichtliches Kleinod. Auf der Burg Tirol schaltete und waltete im 14. Jahrhundert die Gräfin Margarete Maultasch. Als 12jährige wurde sie, damals keine Seltenheit, mit dem 8jährigen Königssohn Johann Heinrich von Böhmen verheiratet. Mit 23 Jahren setzte sie ihren ungeliebten Ehemann kurzerhand vor die Tür. Kaiser Ludwig der Bayer erklärte die Ehe für nichtig, Margarete heiratete darauf dessen Sohn. Doch der Papst erkannte die zweite Ehe nicht an und verhängte den Kirchenbann über die resolute Gräfin. Da sie ohne Erben war, übergab sie 1363 Tirol an die Habsburger. Von ihren Gegnern wurde Margarete  als Mannweib diffamiert. Den Beinamen „Maultasch“ erhielt sie wegen ihres angeblich entstellten Mundes, in Wirklichkeit war sie eine ausgesprochene Schönheit. Besichtigt wurde auch die Burg Runkelstein. Sie ist mit einzigartigen Wandmalereien ausgeschmückt, u.a. mit Szenen aus Tristan und Isolde. Auch für das leibliche Wohl war auf der Burg bestens gesorgt, mit Knödelsuppe, Vintschgauer Speckbrot und Tirolerwein.Auf dem Programm stand ferner Bozen, heute Hauptstadt von Südtirol, im Mittelalter Handelszentrum zwischen Venedig und Augsburg. Im Lutherjahr 2017 war der Besuch von Trento von besonderer Aktualität.

Die Museumsfreunde vor dem Dom von Trient

Die Stadt war 1545-1563 Schauplatz des Trienter Konzils – Antwort der katholischen Kirche auf die Reformation. In den Konzilsdekreten hielt sie an ihren Dogmen fest. Der Zölibat wurde bis heute festgeschrieben. Das Konzil stellte auch die Weichen für die innere Erneuerung der katholischen Kirche, u.a. mit der Verbesserung der Priesterausbildung. Neben dem Dom beeindruckten die Museumsfreunde die Renaissance- und Barockpaläste der Bischofsstadt. Die Exkursion bot Geschichte und Kultur in reicher Fülle. Sie endete in Brixen, wo im frühen Mittelalter die Christianisierung des Landes begann. 

Ehepaar Scholz

Tagesfahrt zum Landesmuseum Karlsruhe: „Ramses, göttlicher Herrscher am Nil“

29. April 2017

Die Museumsfreunde besuchen Ramses den Großen

Museumsfreunde bei der Ausstellung “Ramses göttlicher Herrscher am Nil”

Museumsfreunde bei der Ausstellung “Ramses göttlicher Herrscher am Nil”

Die große Sonderausstellung „Ramses – göttlicher Herrscher am Nil“ im Landesmuseum Karlsruhe  war das Hauptziel der Museumsfreunde bei ihrer Ausfahrt am 29. April.

Am Vormittag stand Ramses II., dieser wohl bedeutendste Herrscher der ägyptischen Antike, im Mittelpunkt des Programms: in 66jähriger Regierungszeit, weitgehend im Frieden, führte er sein Volk zu wirtschaftlichem Wohlstand und zu kultureller Blüte. Eine Führung durch die Ausstellung ließ das Bild dieses außergewöhnlichen Herrschers lebendig werden.

Nach dem Mittagessen auf dem Durlacher Turmberg war auch das Nachmittagsprogramm einem geschichtlich-kulturellen Thema gewidmet: der Geschichte des Schmucks von den Anfängen bis zur Gegenwart, veranschaulicht an über 2000 wertvollen Exponaten im Schmuckmuseum Pforzheim, dem einzigen reinen Schmuckmuseum weltweit. Beeindruckend war der hohe künstlerische Wert  dieser Schmuckstücke, die mithilfe der Führung als wichtige Zeugnisse der Kultur ihrer Entstehungszeit verstanden werden konnten.

Im Café des Schmuckmuseums fand der gesellige Ausklang der Fahrt statt.

Ehepaar Lehmann

Bericht 2-Tagesfahrt Oberbayern

7. – 8. Oktober 2015
Museumsfreunde auf Tour
Bericht von Alexander Folk

Buchheim-Museum

Und wohin ging es diesmal? Nach Oberbayern, der „Vorstufe zum Paradies“. Erstes Ziel war das Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See mit seiner einzigartigen Sammlung von Expressionisten und ‚trivialer’ Volkskunst. Das von dem Stuttgarter Architekten G. Behnisch erbaute Museum schmiegt sich mit seinen ausgedehnten Glasflächen und Holzverkleidungen großartig in die Landschaft des Hirschgartens ein – Natur und Architektur bilden wohl eine einzigartige Symbiose.
Weiter ging die Fahrt in das von Bonifatius 739/40 geweihte Kloster Benediktbeuren, das heute die Hochschule der Salesianer Don Boscos beherbergt, die auf der ganzen Welt für ihre Sozialarbeit berühmt sind. In den Jahren 1680 bis 1685 wurde es durch Feuchtmayr wohldurchdacht barockisiert. Die Klosterkirche zieren die Fresken von H. Georg Asam, dem Vater der berühmten Asam-Brüder. Höhepunkt war zweifellos die St. Anastasia Kapelle auf der Nordseite der Kirche, ein Juwel des Rokokos geschaffen von J. Michael Fischer.
In strömendem Regen, der aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat, ging es weiter vorbei an Bad Tölz nach Bad Wiessee, wo im Hotel Post die Zimmer bezogen wurden. Das Abendessen wurde dann im legendären Bräustüberl des Klosters Tegernsee eingenommen, wo man sich das gute Tegernseer Bier und die Schmankerln des Wirts Peter Hubert schmecken ließ.
Am nächsten Tag stand das Kloster Tegernsee, das in der Mitte des 8. Jahrhunderts von Mönchen aus St. Gallen gegründet wurde, auf dem Programm. Die Klosterkirche St. Quirinus wurde 1678 barockisiert, und H. Georg Asam war für die reiche, aber zurückhaltende Stuckierung und die Fresken verantwortlich, die den Lebens- und Leidensweg Christi zum Mittelpunkt haben. Die mächtige Kuppel, der „Tegernseer Himmel“, zeigt das Bild der himmlischen Vollendung.

Danach wartete eine Überraschung auf die Museumsfreunde: ein Besuch der von der Familie Kohler im Jahre 1829 gegründeten Papiermanufaktur in Gmund. Die 1868 installierte großdimensionierte Papiermaschine ist die älteste Europas, die immer  noch in Betrieb ist. Die 120 Mitarbeiter produzieren Feinpapier: es gibt 25 unterschiedliche Kollektionen mit über 100.000 verschiedenen Produktvarianten. Seit 2012 stellt die Manufaktur, die sich auch sehr für den Umweltschutz engagiert, die goldenen Umschläge für die Oscar-Verleihung her.

Nach einem kurzen Stopp im Bauernmarkt Dasing ging es dann zurück nach Böblingen – eine ereignisreiche Reise voller Höhepunkte war zu Ende. Dem Busfahrer, Herrn Sehne von der Firma Pflieger, gilt unser Dank – er brachte uns voller Umsicht an die verschieden Zielorte und tat alles, um die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten.

Impressionen "Konstanzer Konzil"

Bericht Türkei-Rundreise

Dienstag, 9. Juni – Samstag 20. Juni 2015

Mit der Seilbahn in die Antike
Die Böblinger Museumsfreunde auf Türkeireise

Die Jahresexkursion 2015 war die weiteste und vielleicht auch interessanteste Fahrt, die von den Museumsfreunden bislang unternommen wurde. Unter Leitung von Uta und Günter Scholz machten sich 29 von ihnen mit dem Flieger auf den Weg in die Türkei. Unterstützt von einem türkischen Reisebegleiter vor Ort, brachen sie von Antalya an der südlichen Mittelmeerküste zu einer 12tägigen, 3500 km langen Busrundreise auf. Erleichtert wurde die Fahrt durch das gut ausgebaute Straßennetz.

Reichtum von Natur und Kultur

Die Museumsfreunde erlebten die Türkei als Land von atemberaubender Naturschönheit, mit traumhaften Meeresstränden, Salzseen, mächtigen Gebirgsmassiven, tief eingeschnittenen Tälern, mit bizarren Tuffkegelformationen in Kappadokien und den Kalksinterterrassen von Pamukkale. Die Fahrt führte  durch Olivenhaine, Baumwoll- und Reisfelder sowie fruchtbare Obst-, Gemüse- und Weinbaugebiete.

Faszinierend war der Reichtum an Kunst und Kultur. Kleinasien war stets ein Brennpunkt der Geschichte, mit einem Kommen und Gehen der Völker. Den Hethitern im 2. Jahrtausend v. Chr. folgten u. a. Perser, Griechen, Römer, Byzantiner und seit 1300 n. Chr. die Osmanen.

Auf ihrer Reise überquerten die Böblinger den Fluss Saleph, in dem 1190 ihr schwäbischer Landsmann Kaiser Friedrich Barbarossa während des dritten Kreuzzugs ertrank. In Kappadokien beeindruckte die unterirdische Höhlenstadt Derinkuyu, wo bei Feindesgefahr bis zu 20 000 Menschen Zuflucht gefunden haben sollen. Vom frühen Christentum zeugten die Höhlenkirchen von Göreme mit ihren Wandmalereien

Der modernen Türkei begegneten die Böblinger  in Ankara, seit 1923 Hauptstadt. Auf dem Programm stand das Mausoleum von Mustafa Kemal Atatürk, Begründer der modernen Türkei. Nach dem Ende des Osmanischen Reiches hat er zahlreiche Reformen durchgeführt. So ließ er u.a. die arabische Schrift durch das lateinische Alphabet ersetzen.

Ein Highlight war Istanbul mit der Hagia Sophia, der Blauen Moschee und dem Topkapi-Sultanspalast. Eine eigens für die Teilnehmer arrangierte abendliche Schifffahrt auf dem Bosporus war ein unvergessliches Erlebnis .

Partnerstadt Bergama: glanzvolle Geschichte und lebendige Gegenwart

Amphitheater in Pergamon
Trajantempel in Pergamon

Die drei letzten Reisetage waren der Antike gewidmet, mit Führungen in Troja und Ephesos. Ein Höhepunkt für die

Böblinger war die Partnerstadt Bergama/ Pergamon. Aus der lebendigen Gegenwart der Stadt mit ca. 60 000 Einwohnern ging es mit Fahrstuhl und Seilbahn in die ferne Vergangenheit des antiken Pergamon. Bequem konnten die Museumsfreunde so einige hundert Höhenmeter bewältigen, verbunden mit einem Zeitsprung von 2 500 Jahren. Markant erhebt sich der Burgberg, die Akropolis.

Museumsfreunde vor dem Trajantempel


Überwältigend ist der Blick auf die fruchtbare Ebene und die umliegenden Gebirgszüge. In der Ferne ahnt man das Ägäische Meer. Unter den Nachfolgern von Alexander dem Großen, den Diadochen, wurde Pergamon zum glanzvollen Zentrum hellenistischer Kultur. Dort soll auch das Pergament erfunden worden sein, zu einer Zeit, als es Böblingen noch längst nicht gab und die Schrift unbekannt war. Auch wenn vom berühmten Pergamonaltar, der sich heute in Berlin befindet,  nur noch die Fundamente zu sehen sind, ist die Geschichte allgegenwärtig, z.B. mit dem steilsten Theater der Welt, das auf 80 Sitzreihen 10000 Plätze bot , oder den Resten des Trajantempels.

Nach so viel Geschichte begrüßte im modernen Bergama von heute Bürgermeister Kayhaoglu die Gruppe. Dr. Scholz überbrachte Grüße aus Böblingen. Gastgeschenke wurden ausgetauscht und in Tischreden wurde an das im Jahr 2017 anstehende 50jährige Jubiläum der Partnerschaft erinnert, möge sie lange, ja „ewig“bestehen.

In Bergama und im ganzen Land durften die Museumsfreunde die türkische Freundlichkeit und Gastlichkeit erleben. Dafür sagten sie am Ende:

teşekkür ederim – danke!

Dr. Günter Scholz

Halbtagesfahrt nach Reutlingen

27. September 2014
Zu Kunst, Kultur und Geschichte in Reutlingen

Bei sonnigem Herbstwetter besuchten die Museumsfreunde Böblingen e.V. die ehemalige freie Reichsstadt Reutlingen. Der anderthalbstündige Stadtrundgang unter fachkundiger Leitung führte zu markanten Monumenten der Stadt. Genannt seien vor allem die Marienkirche, das Hospital, der Zunftbrunnen, Reste der Stadtmauer, Türme und Stadttore, die ehemalige Klosteranlage des Heimatmuseums, und natürlich die laut Guiness-Buch mit knapp über 30 cm „engste Straße der Welt“. Nebenbei wurden viele bedeutende historische Ereignisse gestreift. Das gesamte Mittelalter ist geprägt durch den Gegensatz zwischen Württemberg mit seiner Burg auf der Achalm und dem selbstbewussten städtischen Zunftregiment. Dies zeigte sich auch in der Reformationszeit. 1530 unterzeichnet Reutlingen als einzige Reichsstadt neben Nürnberg das protestantische Glaubensbekenntnis.

Böblinger Museumsfreundinnen und -freunde im Innenhof des Reutlinger Heimatmuseums (ehem. Königsbronner Klosterhof) (Foto: Schild)

Die vordemokratischen Strukturen der Stadt mögen auch nach dem Anschluss an Württemberg (1802) den Ruf Reutlingens als „radikale“ Stadt befördert haben. Bekannteste Vertreter des freien Geistes waren der Schriftsteller und Redakteur Hermann Kurz sowie der Nationalökonom, Eisenbahnpionier und Landtagsabgeordnete Friedrich List. Beide durften eine Zeitang Württemberg vom Hohenasperg aus betrachten.

Nach der verdienten Erholungspause auf dem Marktplatz begaben sich die Teilnehmenden zu weiteren Führungen. Zur Auswahl standen das Heimatmuseum oder das Kunstmuseum im mittlalterlichen Spendhaus. Im Heimatmuseum konnten anhand der Exponate die Kenntnisse über die Stadtgeschichte bis in die Kriegs- und Nachkriegszeit weiter vertieft werden. Der Original-Luftschutzkeller des Gebäudes weckte schlimme Erinnerungen. An die Zeit des Ersten Weltkrieges erinnerte die Sonderausstellung „Walter Kleinfeldt, Fotografien von der Front 1915-18“. Das Spendhaus präsentiert einen großen Bestand an Werken von HAP Grieshaber, aber auch regelmäßige Wechselausstellungen, zur Zeit den Beuys-Schüler Felix Droese zum Thema „Geld oder Leben“.

Nach so viel Kunst, Kultur und Geschichte genossen alle während des Abendessens die gemütliche Atmosphäre im Gasthof „Alte Mühle“. Wer wollte, konnte auch noch einen kurzen Spaziergang entlang der romantischen Echaz machen.

Die Heimfahrt wartete mit einer überraschenden Zugabe auf. Ein kleiner Umweg führte über den Stadtteil Betzingen mit dem denkmalgeschützten Gmindersdorf. Noch heute beeindrucken die kurz nach 1900 vom Architekten Theodor Fischer errichteten schmucken Wohngebäude und großzügigen Gärten der ehemaligen Arbeitersiedlung der Firma, die sich durch „Gminder-Halblinnen“ weltweite Anerkennung erworben hatte.

Sigrid+Peter Schild